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Zeiler

150x Kurzprosa - Teil II

Zahlen entwickeln Sogkraft. Es muss also weitergehen. Irgendwann ist eine Zahl erreicht, die eine letzte sein kann von einer Reihe.

Die insgesamt 150 Prosastücke beginnen mit Texten, die in der Regel nur wenige Zeilen umfassen. Im Lauf der gut zweijährigen Entstehungszeit ergibt sich ein Vielklang, aus erzählerischen, lyrischen, essayistischen Texten, einige davon mehrere Seiten lang.


Auszug:


Ich bin kein Morgenlicht, nein bin ich nicht. Schau meine graue Haut.

Ich bin eine Grapefruit mit rosa Fleisch, die sich austräufelt über hellblauen Steinen.
Ich gebe dir Hoffnung, die ich dir nehme, wieder gebe, dass ich ein Morgenlicht bin. Nein, ein Morgenlicht bin ich nicht. Ich bin deine Zeit.

Bin fünfhundert Morgen und tausend, die du erlebt hast als Edelstein und bin keiner davon.

Du stehst auf dem Balkon wie die Jahre zuvor. Hinter deinem Kopf, deinem Haus auf dem Hügel über dem Tal kommt eine schwarze Wolke geschoben, die vom großen Feuer gemacht ist oder vom Sturm. Ihre Schatten eilen voraus und steigen das Tal hinab bis zum Fluss, bestäuben den Himmel über der Stadt. Mit Rot, Blau und Grün.

Ich gebe dir Hoffnung, die ich dir nehme, wieder gebe, dass es eine Wolke ist und nicht deine eigene Dunkelheit, die da hinabsteigt zum Fluss, aus dem dein Leben einst kam.

Je mehr du mich anschaust, desto mehr bin ich, bist du. Ich bin kein Morgenlicht, nein, ein Morgenlicht bin ich nicht.“